Mitte der 1950er Jahre ist der Bootsdesigner Georg Hinterhöller auf der Suche nach einer robusten, familientauglichen und trailerbaren Fahrtenyacht – einfach zu segeln und schnell genug, um damit auch Regatten zu gewinnen. Der Georg Hinterhöller setzt sich an den Konstruktionstisch und schafft mit seinem Design eine Legende. 

 

Georg Hinterhöller, ein nach Kanada ausgewanderter Österreicher, baute 1961 die erste Shark 24 in Holzbauweise. Er konzipierte die Shark 24 als Regatta- und Familienboot für die grossen Nordamerikanischen Seen. Nach dem Übergang zur Kunststoffbauweise, d.h. Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK), findet die Shark 24 dank ihres günstigen Preises und ansprechenden Segeleigenschaften, rasche Verbreitung in Kanada und USA. Die Shark 24 war eine der ersten Serien-Yachten, welche in GFK gefertigt wurde. Seit 1966 wird die Shark 24 unter Lizenz in Europa gebaut. Auch hier findet das Boot aus den gleichen Gründen grosse Verbreitung. Bis heute sind über 2’000 Boote gebaut worden. Die Shark 24 gilt als ausgewogener Kompromiss zwischen Fahrtenyacht und Regattaboot. Entworfen als Starkwindboot, robust in der Konstruktion und äusserst sicher in der Handhabung, verzeiht die Shark 24 auch grobe Fehler und eignet sich deshalb für den Einsatz sowohl als sportliches Familienboot wie auch für den Regattateilnehmer. Bei einer Breite von 2,10 m und einem Gewicht von etwas unter 1’000 kg ist die Shark 24 hinter einem Mittelklassewagen gut zu trailern. Entsprechend ausgerüstet eignet sich das Boot für Ferientörns auf dem Meer. Oft werden an den sporadischen Klassenzusammenkünfte Bilderpräsentationen und Berichte von Fahrten auf dem Mittelmeer, der Ostsee oder dem Atlantik gezeigt. Zu segeln ist die Shark 24 wie eine Jolle, aber mit der Kentersicherheit einer Kielyacht. Ab 4 bis 5 Windstärken beginnt das Boot ohne weiteres zu gleiten. Einhandsegeln ist auch bei starkem Wind problemlos möglich. Die starke Verbreitung der Shark 24 führte zur Gründung nationaler Shark 24 Klassenvereinigungen, so geschehen in Kanada, USA, Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Seit 1974 sind diese nationalen Vereinigungen in der International Shark24 Class Association (ISCA), einer internationalen Mutterorganisation zusammengeschlossen. Die Shark 24 ist als Einheitsklassenboot ausgelegt. Deshalb wachen die Vereinigungen streng über die Einhaltung der Klassenspezifikationen und lassen nur Regeländerungen zu, die der Sicherheit oder der Fairness beim Regattasegeln dienen. Nicht die hochgezüchtete Ausrüstung der Boote, sondern die seglerische Leistung der Besatzung soll im Wettkampf entscheidend sein. Im Juli 2000 ist die Shark 24 Klasse vom Internationalen Seglerverband (ISAF) als „Classic Yacht“ aufgenommen worden und berechtigt offizielle Welt- bzw. Europameisterschaften durchzuführen. Jedes Jahr wird eine Weltmeisterschaft (vor dem Jahr 2000 ein World-Cup) ausgetragen, der traditionell alle 3 Jahre von Nordamerika nach Europa verlegt wird. In den Jahren, in denen keine Weltmeisterschaft auf dem betreffenden Kontinent stattfindet, wird eine Europa Meisterschaft (vor dem Jahr 2000 ein Europa-Cup) bzw. Nordamerika-Cup durchgeführt. An den wichtigsten regionalen Regatten und Meisterschaften bilden die Shark 24 eine eigene Klasse, in welcher dann die Teilnehmer unter Sharkies gewertet werden. Neben den sportlichen Wettkämpfen haben die Shark 24-Segler aber auch einen ausgesprochenen Hang für das Gesellige. Immer wieder werden die losen, aber doch familiären Beziehungen unter den Shark 24-Seglern weltweit als Globalisierung in positivem Sinne gerühmt.

 

Damals wie heute schätzen Segler die Allroundeigenschaften des schlanken, seefesten und robusten slupgetakelten Haifisches. Ob als lässige Familiensegler, ambitionierte Regattacrew oder mutige Atlantiküberquerer.

Georg Anton Hinterhöller – ein Portrait

Georg Hinterhöller wird 1928 in Mondsee im österreichischen Salzkammergut geboren. Dort kommt er mit dem Segelsport in Berührung. Bereits im zarten Alter von 8 Jahren segelt er das erste Mal selbst. In seiner Jugendzeit geniesst er bei der Firma Frauscher in Gmunden eine Ausbildung zum Boots-Bauer und -Meister. Die Leidenschaft und Gabe Hinterhöllers’ für die Konstruktion qualitativer und sportlicher Segelschiffe hat wohl auch bei seinem Bootsbaumeister Frauscher seinen Ursprung. Denn dieser fertigt unter anderem ab 1933 die Olympia Jolle, die sogenannte O-Jolle, und baut 1940 das erste Rennboot, welche bis heute ihr für aussergewöhnliches Design und hohe Qualität bekannt sind.

 

Nachdem Hinterhöller seine Sporen bei Frauscher abverdient und ein paar Jahre Erfahrungen gesammelt hat, wandert er 1952 nach Kanada aus. Während er bei Sheperds Boats in Niagara-on-the-Lake, Ontario Motorboote baut, entwirft und baut er in seiner Freizeit Segelboote. Bis 1956 nimmt er zahlreiche Aufträge für den Y-Flyer One-Design entgegen, ehe der Markt versiegt.

 

1959 baut Hinterhöller eine 22-Fuss-Schaluppe aus Sperrholz mit dem Namen TEETER-TOTTER, von der er hoffte, dass sie “wie die Hölle gehen würde, wenn der Wind bläst”. Genau das tut sie, und plötzlich wollen viele eine Kopie des Rennbootes kaufen. Er vergrössert das Design um zwei Fuss und nennt das neue Boot Shark 24. Obwohl die ersten Exemplare aus Sperrholz sind, besteht einer der ersten Kunden darauf, dass sein Boot aus Glasfaser gebaut wird. Das Design wird auf das billigere Material umgestellt, was dazu beiträgt, dass einerseits die Nachfrage steigt, und andererseits die Produktion skalierbar wird.

 

1969 fusioniert Hinterhöller seinen Betrieb mit drei anderen Unternehmen: Belleville Marine Yard, Bruckmann Manufacturing und die Designpartnerschaft von George Cuthbertson und George Cassian, um C&C Yachts zu gründen. Hinterhöller ist für die “Produktionswerkstatt” des fusionierten Unternehmens zuständig und Bruckmann für die “Kundenindividualisierung”. Das Unternehmen übernahm die Herstellung der Shark 24 sowie zahlreicher anderer neuer Designs, darunter die beliebte C&C 27. Hinterhöller verlässt C&C Yachts im Jahr 1976 und gründet die Hinterhöller Yachts, die unter anderem eine beliebte Katboot-Serie namens Nonsuch entwarf, von der fast 1’000 Exemplare existieren.

 

Mit seiner Frau Nona und den drei Kindern Gabrielle, Richard und Barbara ist Goerg Hinterhöller an vielen Regatten vertreten. Nona Hinterhöller war stolz darauf eine der ersten Familien im Regattafeld – ein sonst Männer-dominiertes Umfeld – zu sein.

 

Für seine Verdienste um den Segelsport, den Yachtbau und die Schaffung von Arbeitsplätzen wird Georg Hinterhöller 1982 mit dem Ehrendoktor in Rechtswissenschaften durch die Brock University ausgezeichnet. Weiter wird Georg Hinterhöller mit dem Canadian Yachting Magazine, Ontario Sailing, 2011 Legends of Ontario Sailing Award als einer der “Builders of C&C Yachts” ausgezeichnet.

 

1999 stirbt Georg Hinterhöller im Alter von 71 Jahren in Niagara-on-the-Lake, Kanada. Sein Vermächtnis lebt in Tausenden von Segelbooten fort. Die grösste Anzahl eines Designs ist die Shark, von der es mehr als 2’000 Schiffe gibt. Deren Flotten sind insbesondere in der kanadischen Region «The Great Lakes» und in Europa anzutreffen.

“In 1959 I designed and built the Shark 24. I won the Lake Yacht Association Week of 1960 with three guns in the three races. In 1963, I clocked the best time in the Freeman Cup race with an average speed of 10.8 knots over 80 miles.”